Schrauben sichern den Stent

Dr. med. Philippe Ghibu, Stellvertretender Leitender Arzt Gefässchirurgie und Leiter endovaskuläre Gefässchirurgie hat am KSB ein neues Verfahren etabliert: Damit der Stent (Gefässprothese) in der Aorta (Hauptschlagader) einen sicheren Halt hat, fixiert er diesen mit Schrauben. Er ist schweizweit einer der wenigen Chirurgen, die diesen komplizierten Eingriff durchführen.

Im Idealfall hat der Stent einen festen Sitz. Es gibt jedoch Ausnahmefälle: Wenn die Aorta zum Beispiel konisch verläuft, das heisst, sich weitet und der Stent dadurch nicht mehr genug Halt bekommt.

Schrauben in die Aorta setzen, das tönt nicht nur diffizil, das ist es auch. Im Durchschnitt zwei Millimeter stark ist die Wand der Aorta. 4,5 Millimeter lang sind die Schrauben, die sich spiralförmig drehen und aussehen wie kleine Federn. Ohne Hightech-Geräte, zum Platzieren und Einsetzen jeder einzelnen Schraube, und dem geschulten Auge des versierten Chirurgen würde der Eingriff mehr Schaden anrichten, als Nutzen bringen.

Der Zugang zur Hauptschlagader erfolgt über die Leistenarterie, das heisst minimalinvasiv. Die Fachbezeichnung für das Einsetzen der Gefässstütze lautet Endovascular Aortic Repair – oder kurz EVAR. Endovaskulär bedeutet "innerhalb eines Gefässes" bzw. "das Innere eines Gefässes betreffend“.

Bei einer zusätzlichen Sicherung werden die einzelnen Schrauben aus dem Innern der Aorta gesetzt, das heisst, das Implantat wird von innen nach aussen verschraubt, es wird verankert, daher auch die englische Fachbezeichnung „Endo Anchoring“. Die einzelnen Schrauben werden nicht wahlweise sondern nach einem im Vorfeld des Eingriffs genau definierten Plan positioniert.

Die Implantate können, wenn therapeutisch angezeigt, bereits beim ersten Einsetzen verschraubt werden. Oder aber nachträglich, wenn sich eine Stelle als undicht erweist. Elementar wichtig: die Gefässstützen müssen absolut dicht sein. Muss ein Aneurysma (eine mit Blut gefüllte Aussackung) trockengelegt werden, darf dieses mit keinem einzigen Tropfen Blut mehr versorgt werden.

Dr. Ghibu gilt als Experte auf diesem speziellen Gebiet innerhalb der Gefässchirurgie. Seit dem 1. Mai 2017 ist er offizieller Proctor für die Schweiz, das heisst, er hat den Auftrag, Fachkollegen beratend zur Seite zu stehen. Er hält zum Thema ausserdem regelmässig Vorträge an internationalen Experten-Panels (HeartLab Zürich, EBECAI; Europäisch-Brasilianisches Aortenmeeting).

In den letzten zwölf Monaten wurden am KSB mehr als 70 Stent-gestützte Aneurysma-Behandlungen durchgeführt. Allein sieben davon mit einer zusätzlichen Sicherung des Implantats durch Schrauben. Das KSB investiert weiter: Das Gefässzentrum baut seine Kompetenz in der Anwendung der neuen Schraubentechnik weiter aus.

Mikroschrauben sichern den Stent.