Stuhlinkontinenz

Als Stuhlinkontinenz wird der ungewollte Verlust von Wind oder Stuhl bezeichnet. Sie betrifft Menschen aller Altersgruppen, kommt aber häufiger bei älteren Menschen vor. Dabei sind Frauen viermal häufiger betroffen als Männer.

Die häufigsten Ursachen

Kontinenz beruht auf einem korrekten Zusammenarbeiten vieler Körperstrukturen. Für eine Störung gibt es daher eine Vielzahl von Ursachen:

Störungen der Schliessmuskelfunktion: Die häufigste Ursache ist die Reduktion oder der Verlust der Spannung des inneren und äusseren Schliessmuskels. Dies kann durch einen altersbedingten Muskelabbau, aber auch durch äussere Einflüsse, insbesondere einen Dammriss bei einer Geburt oder auch mehrere Geburten mit kleineren Schäden verursacht werden.

Beckenbodenschwäche: Von besonderer Bedeutung bei älteren Menschen ist die nachlassende Spannung des Beckenbodens, die eine Abknickung des Kanals nicht mehr möglich macht und in schweren Fällen eine komplette Inkontinenz mit Vorfall des Darmes verursacht.

Neurologische Störungen: Bei Verletzungen im Bereich des Beckenbodens, z.B. durch Geburten, Unfälle oder auch Operationen, ist auch eine Schädigung des Nervs möglich, der die Schliessmuskeln versorgt (Nervus pudendus). Auch bei unteren Wirbelsäulenverletzungen kann es zu Nervenschädigungen kommen, die zu einer vollständigen Inkontinenz führen können.

Störungen der Sensibilität und Füllkapazität des Rektum- und Analkanals: Wenn die sensible Wahrnehmung der Schleimhaut des Analkanals gestört ist, kann nicht oder nicht rechtzeitig das Eintreffen von Stuhl erkannt werden. Diese Störung der Feinerkennung kommt z.b. bei Menschen mit Hämorrhoidalleiden vor.

Der Einfluss psychischer Anspannung kann bei einigen Menschen zu einer deutlich verstärkten Darmtätigkeit und Überforderung des Verschlusssystems mit plötzlichem Stuhldrang und Inkontinenz führen.

Seltenere Ursachen können Narben und Darmwandveränderungen durch Operationen, entzündliche Darmerkrankungen, Folgen von Bestrahlungen oder angeborene Fehlbildungen sein.

Die mit der Symptomatik verbundene psychische Belastung ist für die Patienten enorm und führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität. Umso bedauerlicher ist es, dass Stuhl- und Windinkontinenz in der Öffentlichkeit bis heute ein Tabuthema darstellen, über das keiner gerne spricht.