Diagnostik und Untersuchung

Viele Menschen fürchten sich vor einer Untersuchung wegen Harninkontinenz. Gründe dafür sind Scham und die fehlende Vorstellung der Untersuchungsmethoden. Um Ihnen die Angst vor dieser Untersuchung zu nehmen, möchten wir Ihnen den Untersuchungsablauf und die einzelnen Abklärungsschritte, die in der Regel schmerzlos sind, genau erklären.

Die einzelnen Schritte der Untersuchung sind in der Regel genau definiert und erlauben uns, die Inkontinenzform zu beurteilen und ein entsprechendes Therapiekonzept vorzuschlagen.

Zu Beginn der Untersuchung steht eine ausführliche und präzise Befragung (Anamnese). Zur Erfassung der Einschränkung der Lebensqualität durch die Inkontinenz wird Ihnen vor der Untersuchung ein spezieller Fragebogen (King's Health Questionnaire) zugeschickt. Wir bitten Sie, diesen ausgefüllt zu Ihrem Termin mitzubringen.

Anschliessend erfolgt eine gynäkologische Untersuchung zur Beurteilung einer Beckenbodenschwäche (Senkungsbeschwerden und Vorfall der Blase, Gebärmutter oder des Enddarms), eines Hormonmangels und zum Ausschluss einer therapiebedürftigen Infektion.

Die weiteren Untersuchungen liefern zusätzliche wichtige Informationen über die Blasen- und Harnröhrenfunktion, welche Voraussetzung für eine genaue Diagnose sind.

Ultraschalluntersuchung

Mittels Ultraschalluntersuchung (Perinealsonographie) können Beckenboden, Harnblase und Harnröhre genau beurteilt werden. Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur kann die Harnröhre beim Pressen nicht in der richtigen Position halten, so dass der Verschluss der Harnröhre sich öffnet und Urin abgeht. Die Ultraschall-Darstellung des dynamischen Zusammenspiels der Verschlusseinheit Blasenhals-Harnröhre-Beckenboden ist meist auch für die Patientin, welche erstmals einen Blick auf ihren verborgenen Beckenboden werfen kann, sehr beeindruckend.

Ultraschallbilder des Beckenbodens im Längsschnitt mit Darstellung des Winkels zwischen Blasenboden und Harnröhre in Ruhe (links) und beim Pressen (rechts). Der Winkel öffnet sich im Pressbild, ein ausreichender Verschluss der Harnröhre ist nicht mehr gegeben. Es kommt zur Inkontinenz.

Urodynamische Abklärung

Mit den urodynamischen Untersuchungen wird überprüft, inwieweit die Blase ihre Speicherfunktion erfüllen kann, ob die Blasenmuskulatur ihren Aufgaben nachkommt und ob der Verschluss der Harnröhre durch die Beckenbodenmuskulatur intakt ist.

Hierfür wird ein dünner Spezialkatheter in die Blase eingeführt, welcher den Blasen- und Harnröhrenverschluss misst. Durch den Katheter kann die Blase gleichzeitig mit Flüssigkeit gefüllt werden. Das Einführen des Katheters wird durch ein Gleitmittel erleichtert. Die Schleimhautoberfläche der Harnröhre wird dadurch auch leicht betäubt.

Blasenspiegelung (Zystoskopie)

Mit Hilfe der Blasenspiegelung können wir Ihre Harnblase von innen betrachten. Dies ist wichtig, wenn Sie immer wieder unter Blasenentzündungen leiden, bei Nachweis von Blut im Urin oder bei Verdacht auf Gewebeveränderungen.

Bei der Blasenspiegelung wird ein dünnes Metallröhrchen, welches mit einer speziellen Präzisionsoptik versehen ist, durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Auch hier wird das Einführen des Instruments durch ein Gleitmittel erleichtert. Die Untersuchung dauert meist nicht länger als zehn Minuten. Über einen Bildschirm können Sie selbst die Untersuchung Ihrer Blase mitverfolgen.